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Ansicht von Oberkotzau 1821 (Anton Richter, 1963)

Der heute ca. 5.500 Einwohner zählende Markt Oberkotzau gehört zweifelsfrei mit zu einer der ältesten Ansiedlungen im nordostoberfränkischen Raum. Über die Gründung selbst liegen zwar keine urkundlichen Nachweise vor, doch lassen geschichtliche Überlieferungen sowie einige geschichtliche Funde auf ein sehr hohes Alter schließen. Nach den ortsgeschichtlichen Überlieferungen fällt die Zeit der Gründung in die Jahre 640 bis 642 n. Christus. Unerforscht ist noch, ob es sich bei Oberkotzau nicht vielleicht sogar um eine vorgeschichtliche Ansiedlung handelt. Ein im Jahre 1895/96 gefundenes Bronzebeil oder Celt, die Freilegung eines vermutlich germanischen Brandgrabes bei Haideck und ein in ziemlicher Tiefe gefundener Eichenrost sind vorgeschichtlicher Art und dürften auf die jüngere süddeutsche Hügelgräberbronzezeit, also auf etwa 3000 Jahre v. Chr., zurückgehen.

Oberkotzau entstand aus drei verschiedenen Ansiedlungen am Zusammenfluss von Sächsischer Saale und Schwesnitz. Einer der Ortsteile hieß Schwesnitz(-dorf), zeitweise Schwandewitz, nach dem Bach, an dem er gelegen ist. Dieser Name ist auf das slawische Wort „svirza“, zu deutsch Kiefer, zurückzuführen und weist auf die mit Kiefern bewaldeten Hänge rechts und links des Bachlaufs oberhalb der Ortschaft hin. Er läßt ebenso auf ursprünglich slawische Besiedlung schließen, wie der Name des im Dreieck zwischen Saale und Schwesnitz gelegenen mittleren Ortsteils „Koczawe“- Kotzau“ – , abzuleiten aus dem sIawischen Wort „kotice“ = umzäunter Platz. Zu denken ist an eine einfache Befestigung mit Holzpalisaden auf der in das Dreieck von Südosten her hineinreichenden Felsnase, später, mutmaßlich in der ottonischen Zeit im 10. Jahrhundert, zur Burg ausgebaut. Sie diente, wie andere Befestigungen rings um Hof, als Bollwerk gegen kriegerische Einfälle der Sorben, ursprünglich aber zur Sicherung des in Süd-Nordrichtung verlaufenden Fernhandelsweges über Hof nach Sachsen und Thüringen. Kotzau könnte Beherbergungsort an diesem Fernweg gewesen sein, wofür typischerweise spricht, dass seine Kirche dem Heiligen der Fernhändler und Wallfahrer, St. Jakobus, geweiht ist.

Der dritte, sicherlich jüngste Ortsteil, das links der Saale gelegene „Saaldorf“, ist offenbar der ersten Phase der deutschen Besiedlung zuzurechnen.

Eine wahrscheinlich mit den Diepoldinger Grafen von Gingen-Vohburg in der Mitte des 12. Jahrhunderts n. Chr. ins Land gekommene und in Kotzau als Ministerialen eingesetzte Adelsfamilie gehörte als Herren von Kotzau dem vogtländischen Uradel an. Sie gewann im Verlauf weniger Jahrzehnte Wohlstand und Bedeutung und war mit den Vögten von Weida verschwägert. Das alles ergibt sich und läßt sich schließen aus einer Urkunde vom 26. März 1234, mit der der Ort Kotzau erstmals urkundlich erwähnt wird.

Kotzau war (ähnlich dem Vogtland) Königsland. Die Ritter von Kotzau wurden damit unmittelbar vom deutschen König belehnt, z.B. 1298 Konrad von Kotzau durch König Albert. Als sog. reichsunmittelbares Lehen verfügte es über seltene Sonderrechte wie kaiserliche Freiung (=Ort, in dem ein Straftäter Asyl vor Blutrache und Schnelljustiz genoss) und Hohe Gerichtsbarkeit. Das letzte Todesurteil in Oberkotzau wurde 1728 über eine Kindsmörderin“ verhängt. Faktisch geriet Kotzau aber zunehmend in die Botmäßigkeit der Burggrafen von Nürnberg, d. i. Markgrafen von Brandenburg-Kumbach (Plassenburg), nachmals Bayreuth. Erst als die Markgrafschaft im modernen Verwaltungs- und Rechtsstaat aufging (1791 – 1810 Königreich Preußen, ab 1810 Königreich Bayern), fanden die hoheitlichen Rechte der Gutsherrschaft (u. a. Hohe und Niedere Gerichtsbarkeit, Handwerksregale, Erhebung von Abgaben) ein Ende.

Bereits im Mittelalter durften inmitten der vorwiegend bäuerlichen Bevölkerung Juden angesiedelt werden, ursprünglich bedeutende Fernhändler. Sie brachten besonders den Viehhandel in Oberkotzau zur Blüte. 1444 „bestätigte“ Kaiser Friedrich III. „den Besitzern von Ort und Feste Kotzau“ das – möglicherweise schon viel früher verliehene – Marktrecht. Nach dem Aussterben der Uradelsfamilie v. Kotzau und dem Heimfall des Lehens an die Landesherrschaft erneuerte Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth mit Urkunde vom 30. Juni 1665 dem Markt Oberkotzau diese Rechte und verlieh ihm ein Wappen, das, bis heute unverändert, die Farben der Hohenzollern (= Burggrafen von Nürnberg, Markgrafen von Bayreuth) schwarz-weiß (silber) im Geviert und den halben Brandenburger Roten Adler zeigt. Oberkotzau hat seinen Viehhändlern mit einem Brunnen auf dem Marktplatz ein Denkmal gesetzt.

Ein Vetter des regierenden Markgrafen, der Markgraf Georg-Albrecht der Jüngere von Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth, heiratete 1699 die Oberkotzauerin Regina-Magdalena Lutz, Tochter des markgräflichen Verwaltungsamtmanns Johann-Peter Lutz. Ihr und ihren beiden Söhnen wurde der Name v. Kotzau neu verliehen. Kaiser Karl VI. erhob die Familie 1738 in den Freiherrenstand und besserte ihr Wappen fünfteilig mit dem kotzauischen weißen Widder im roten Herzschild auf. Die Familie saß bis 1962 auf Schloss Oberkotzau und starb 1976 im Mannesstamm aus.

Die geschichtliche Entwicklung von Oberkotzau war aber auch von schweren Einschnitten geprägt. Besonders angesprochen werden sollten, die Hussitenkriege von 1420 bis 1430, das Kriegs- und Pestjahr 1632 und der große Brand von 1852, der das gesamte Ortsbild veränderte.

Die ursprünglich ländliche Gemeinde erfuhr mit dem Bau der Eisenbahn von München über Hof-Leipzig nach Berlin 1848 einen enormen Aufschwung. Viele Eisenbahnarbeiter ließen sich mit ihren Familien hier nieder. Die meisten stammten aus der Oberpfalz und blieben bei ihrer katholischen Konfession, so daß in der seit 1537 rein evangelischen Ortschaft eine kopfzahlreiche katholische Gemeinde entstand. Zum andern setzte eine starke Industrialisierung ein, v. a. Textil- und Porzellanindustrie, Hefefabrik u.s.w.. Einen weiteren kräftigen Entwicklungsschub brachte nach dem Zweiten Weltkrieg der Zuzug vieler Vertriebener aus Schlesien und dem Sudetenland. In den letzten Jahrzehnten wurde Oberkotzau, begünstigt durch gute Verkehrsanbindungen (nahe gelegener Flugplatz, kurze Anfahrtswege zu verschiedenen Autobahnen, Nähe zur Stadt Hof) und nicht zuletzt infolge der Erschließung neuer Baugebiete, zunehmend zur bevorzugten Wohngemeinde.

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