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Begegnungscafé: Vortrag von Rainer Pentner „Zeitreise durch Oberkotzau“ (Teil 5)

Am Mittwoch, den 17. September 2025 um 14.30 Uhr lädt der Jugendtreff Oberkotzau zu einem Begegnungscafé mit einer spannenden Fortsetzung der Geschichte von Oberkotzau ein. Rainer Pentner wird in seinem Vortrag die Ereignisse und Entwicklungen nach dem Zweiten Weltkrieg in eindrucksvollen Bildern präsentieren.

Die Veranstaltung findet im Saal des Bürgerhauses statt und bietet neben dem informativen Vortrag auch Raum für Diskussionen und den Austausch unter den Besucherinnen und Besuchern. Dies ist eine hervorragende Gelegenheit, mehr über die lokale Geschichte zu erfahren. Der Jugendtreff Oberkotzau freut sich auf zahlreiche Gäste und anregende Gespräche!

Von der „Mandschurei“ in den „Blauen Affen“
Ein Rückblick auf den letzten Vortrag (Teil 4) von Rainer Pentner:

Rainer Pentners Bilder und Jahreszahlensammlungen, sein Hintergrundwissen und seine Forschungsergebnisse zum Thema „Oberkotzau“ sind legendär. Man mag kaum glauben, in welch kurzen Zeiträumen sich so viel ereignet hat in diesem kleinen Ort, mit sage und schreibe gerade

2389 Einwohnern im Jahre 1900. Firmen und Gasthäuser wurden erbaut und eröffnet, aufgebaut und abgerissen oder weiterverkauft. Schulen und Kirchen inclusive der erforderlichen Glocken wurden in kürzester Zeit geplant, angefertigt und gebaut. Vereine und Interessengruppen kümmerten sich um Kultur, Ortsverschönerung, gesellschaftliche Treffpunkte und die Verbesserung der Verkehrswege durch den Ort, die vom Bau der Eisenbahn neu geordnet werden mussten. Neue Stellwerke mussten her, als immer mehr Güter- und Personenwerke fuhren, alles ohne Internet und Computer, versteht sich.

All dies war eingebettet in die Jahreszeiten, die damals abwechslungsreicher waren als heute: es gab Hochwasser, das viele Schäden verursachte, wochenlangen Frost, übermäßige Hitze, Wettereskapaden wie Schnee im Mai. Zahlreiche Brände gab es zu bewältigen, zu allen Ereignissen hat Rainer Pentner Bilder und die Jahreszahl parat; oft sogar das genaue Datum. Vom Jahr 1900 bis zum Jahr 1930 reichen zwei Stunden Vortragszeit, die ihm das große und großartige Publikum bei Temperaturen von über 30 Grad im Bürgerhaus begeistert und schwitzend zugleich zugesteht. Im Raum sitzen Urenkel der erwähnten Wirte, Brauer und Fabrikanten, Enkelinnen von Nachbarinnen und Freunden, die miteinander das ein oder andere Oberkotzauer Projekt vorangetrieben

haben: die Erholungsanlage in der Friedrichsruh zum Beispiel, das Kinderheim, das Altenheim, neue Brücken über die Saale und vieles andere mehr.  Als im Jahr 1905 die Handelsgesellschaft Leupold & Co. gegründet wurde, dachte noch niemand daran, dass sie später von den Herren Backofen und Dietz übernommen werden sollte; heute erinnern sich ältere Menschen noch gut an den Begriff „backdie“; eine Einkaufsgenossenschaft, gegründet 1926, aktiv bis weit in die Nachkriegszeit. Brauereien wurden größer, Porzellanfabriken entstanden, die Wollweberei, Galvanische Anlagen wurden zu Fabrikationen, Das E-Werk (Elektrizitätswerk) wurde später zur BELG, der Zeppelin flog über Oberkotzau.

Der Erste Weltkrieg kam dazwischen; ein Wendepunkt nahte. Die Börse crashte und die „Goldenen Zwanziger Jahre“ gingen auch in Oberkotzau vorüber. Auch der Zweite Weltkrieg wurde schon angesprochen, die angesehenen Bürger Dr. Joachimzycz und Wolf Marcus taten viel Gutes im Ort; sie wurden später von den Nazis verschleppt und umgebracht.

Und was hat es mit der Mandschurei auf sich? Früher waren Straßen nicht befestigt, der Postbote musste nach Regenfällen oft durch Matsch laufen. Oberkotzauerisch durch „Moodsch“. „Heit muss ich widder in die „Moodscherei“! Auch „Manscherei“. Dieser Satz wurde irgendwann zur „Mandschurei“ und damit war der Name für die paar Häuser, die an dem Matschweg standen, geboren. Anschließend traf man sich vielleicht im „Blauen Affen“, einem der zahllosen Wirtshäuser im Ort; fast jedes Haus hatte eine Konzession dafür, und so mancher Hausbesitzer braute sein eigenes Bier. „Mir hamm scho a boor Kneipm g’habbt!“ meinte der Referent trocken. Schönes Stichwort: es gab einen Bierpreiskrieg in ganz Bayern, als die Bayerische Regierung den Bierpreis um einen Pfennig erhöhte! Wer seine zwanzig Seidla am Tag trinkt, konnte sich das nicht mehr leisten; man streikte. Findige Wirte zahlten den Aufschlag aus eigener Tasche um die Gäste bei Laune zu halten.

War das die gute, alte Zeit? Ja, an diesem Nachmittag im Bürgerhaus Oberkotzau hat es ganz den Anschein. Leiter Peter Braun und Referent Rainer Pentner jedenfalls freuten sich über das große Interesse des Publikums. Der nächste Teil ist am 17. September um 14:30 Uhr.

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